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Corriere della Sera, Rom, 7. März 2008 

Deutsche Übersetzung:

Soshana, auf der Flucht vor den Bomben, und später die nomadische Muse von Picasso 

Das interessante künstlerische und menschliche Abenteuer  von Susanne Schüller: eine Künstlerin auf der Reise vom Geburtsort Wien über den Himalaja und nach New York. Eine Frau, Jüdin, auf der Flucht vor den Bomben. Keine Perspektive, außer der einen: ihrer Gabe folgen. Verheiratet und mit einem Kind, Susanne Schüller (Vienna, 1927) verlässt alles, um Künstlerin zu werden. Im Jahr  ´48 die erste Ausstellung in Cuba: sie nennt sich nun Soshana. Die Galerie „Tondinelli“(via Quattro Fontane 128/a- info- 06.4744300) widmet ihr bis 29. März „Soshana. im Zeichen von Picasso“ eine Ausstellung unter der Leitung von Costanzo Costantini und Floriana Tondinelli.  Susanne wanderte in den 40er Jahren nach Amerika aus und übersiedelte 1952 nach Paris, das Mekka der Kunst. Der dortige Nachbar ihres Ateliers, Alberto Giacometti stellt ihre Lebendigkeit fest. Im Jahre 1954, malt Picasso sie in Vallauris wie eine nomadische Muse: schwarze Haare, rubinrote Lippen, stolzes Aussehen. Fasziniert von ihrem Mut, wird der Matador der spanischen Kunst ihr Wegweiser. Das Klima des Informell, das das vom Krieg betroffene Europa dominiert, beeinflusst Soshana: die Palette wird dunkler, die Farbe füllt die Leinwand, wie eine leimige Schicht. Die ersten Landschaften, die besonders realistisch waren, werden essentieller. Der Grund ist einfarbig, mit kleinen Farbänderungen. Schwarze, graue und orangene Himmel durchschnitten von Pinselsäbelhieben. Von der Figur bleibt der Schatten, ähnlich den anoressischen Skulpturen von Giacometti und den weichen Objekten  Dalìs. Der Westen ist fast am Ende und die Reise ist, für eine Nomade wie Soshana, Synonym einer Wiedergeburt. Im Jahr ´56 erforscht sie in Indien neue kreative und spirituelle Möglichkeiten. Ihre Leinwände werden von blaubrillanten, roten und lila Farben durchleuchtet. Die Bewegung wird langsamer und der Strich leichter. Die farbigen Fäden zeichnen magische Trajektorien: Schwärme  und tanzende Quallen. Im Kontakt mit der orientalischen Kalligraphie wird die Bewegung zu Zen. Als sie nach Paris zurückkehrt, lernt die Künstlerin Pinot Gallizio kennen. Er führt sie in die CoBrA Gruppe ein. Die Ruhe des Informell mündet in einem gewalttätigen und eindrucksvollen Expressionismus. Soshana formt ihn zu einem stalaktitenähnlichen Farbengerinnsel: metaphysische Suggestionen, mehr ein Alptraum als ein Traum. Eine weiße Fliege in einer Männerwelt, übersiedelt sie im Jahr ´76 nach New York, der neuen Hauptstadt der Kunst. Die Metropole begeistert sie nicht so wie die Gipfel des Himalaya, die Unbehaglichkeit ist in ihren Werken spürbar. „Parade in N.Y.“ in der Galerie Tondinelli, zeigt ein beängstigendes Bild: zwischen den Wolkenkratzern bewegt sich ein Heer von Zombies. Ohne Gesicht, repräsentativ für die Masse. Enttäuscht vom amerikanischen Traum kehrt sie nach Österreich zurück und lässt sich nun nieder. Spiegel eines intensiven Lebens, reich an Erfahrungen, ihr Stil erreicht das Gleichgewicht. „Modern jungle“ ist ein Beispiel in dem Abstraktes und Figuratives zusammenschmilzt. In einem Wald von Zeichen erscheint eine stilisierte Form zwischen Totem und Schädel. Das Chaos der Moderne, angeregt vom wirbelreichen Rhythmus des Pinsels, erhebt sich zu einem Mythos der atavistischen Reinheit. Das Rätsel der weiten realen oder imaginären Welten fasziniert sie weiter. Aber die Natur bleibt für sie das größte Mysterium, wie das Bild „Winterflowers on blue“ in dem Foto nebenan zeigt. Eine Explosion der Freude, die auch die dunklen Momente voll Hoffnung erleuchtet.(Übersetzung: Valeriana Karma)